Der Bergmolch in der Heide

blau„Oh“, sagt meine Freudin Andrea und beugt sich mit ihrem schweren Rucksack  gefährlich weit über den Tümpel.  Was dann auf ihrer Handfläche sitzt, dürfte es hier eigentlich nicht geben. Ein Bergmolch hat sich irgendwie in die Oberoher Heide verirrt. Warum ist er nicht in Frankreich? In den Karpaten, oder in Süddeuschland? Man weiß es nicht. Dafür verrät die blaue Farbe ganz genau, wonach ihm der Sinn steht. Zwei weibliche Wesen hat er damit erfolreich angelockt. Aber das wird ihm nicht helfen, sich in der Lüneburger Heide zu verbreiten.

neuEs ist Anfang April, zwanzig Grad warm, und wir sind in drei Tagen satte 60 Kilometer auf dem Heidschnuckenweg gewandert. Die spektakulärste Landschaft ist das nicht: Die Heide ist um diese Jahreszeit braun, häufig führt der Weg viele Kilometer schnurgeradeaus auf Wirtschaftswegen durch Forste, in denen Nadelholz wächst wie anderswo Spargel: In Reihe. Angepflanzt wurde dieser Wald Ende des 19. Jahrhunderts, als billige Baumwolle aus den Südstaaten der USA die Wollpreise ruinierte und den Heidebauern die Existenzgrundlage raubte. Notgedrungen pflanzten sie schnellwachsendes Bau- und Brennholz. Wenn man das weiß, ist man versöhnlich gestimmt – zumal der Weg auch durch nette Dörfchen führt, an Weißdornhecken entlang. die gerade zu blühen beginnen, und durch Birkenhaine in leuchtenden Farben.

P1000380

Der Heidschnuckenweg ist ein sogenannter Premiumwanderweg – ein wie ich finde merkwürdiges Label. Er ist gut ausgeschildert, doch häufig ist es schwierig, Ausgangs- und Endpunkte der Etappen mit Bus und Bahn zu erreichem, und manchmal gibt es dort nicht einmal eine Unterkunft. Selten habe ich so lange geknobelt, um eine dreitägige Tour vorzubereiten.

Trotzdem: Für uns Hamburger liegt die Heide vor der Tür, im April ist sie so gut wie menschenleer und ein bisschen Wassser mit spannenden Viechern gibts auch. Fazit: Das kann man mal machen. Ganz besonders im Frühling, wenn man nur eines will:: Raus! Raus! Und raus!

P1000448

http://www.heidschnuckenweg.de

1 Comment

Filed under Wandern

One Response to Der Bergmolch in der Heide

  1. Andrea Brandenburg

    Sehr schön war’s! Und Du hast das total „knuddelig-spaßig“ wiedergegeben. So ganz ohne Wasser können wir nun mal selbst in der Heide nicht. Vielleicht hast du ja Unrecht und dem bildhübschen Molchmann gelingt es doch, eine umfangreiche Population zu begründen. Lass uns im nächsten Frühjahr auf jeden Fall einmal nachschauen! Küssies von Andrea

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *