SEBASTIAN JUNGER: DER STURM

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Wenn die Herbststürme kommen, möchte man nicht unbedingt auf dem Wasser sein. Deutlich angenehmer ist es, sich mit Kakao, Rotwein und einem guten Buch aufs Sofa zu verkrümeln und im Warmen und Trocknen den Überlebenskampf anderer zu verfolgen.
Bestens dafür geeignet Sebastian Jungers 1997 erschienenes Sachbuch „Der Sturm“.

Darin rekonstruiert der Autor den Untergang des amerikanischen Schwertfischfängers ANDREA GAIL. Nach jahrelanger Recherche schildert er die Ursachen minutiös; einerseits die Entstehung eines Jahrhundertsturms, andererseits die Gründe der folgenschweren Fehlentscheidungen der Besatzung vor dem Hintergrund der weltweiten Fischereikrise.

Die Geschichte wird so spannend und wortgewaltig erzählt, dass das Buch ursprünglich als Roman vermarktet wurde – obwohl nicht ein Fakt, nicht ein Dialog darin erfunden ist. Später wurde sie sogar von Wolfgang Petersen mit Georg Clooney in der Hauptrolle verfilmt. (Durchschnittliche Unterhaltung; kommt nicht an das Buch heran)

Durch den „Sturm“ habe ich ein Genre entdeckt, das es im deutschsprachigen Raum so nicht gibt: das nach allen Regeln der Dramaturgie erzählende Sachbuch. Sebastian Junger, aber auch Autoren wie z.B. Jon Krakauer („Into the wild“), Dave Eggers („Zeitoun“) oder Simon Winchester schreiben Bücher, die sich wie Romane lesen – aber besser sind, weil sie Geschichten erzählen, die man sich so nie ausdenken könnte. Und die man, wären sie ausgedacht, einfach nicht glauben könnte.

Sebastian Junger: Der Sturm. Die letzte Fahrt der Andrea Gail.
Erschienen 1997. Diverse deutsche Ausgaben, um 12 Euro.

PS:
Mein Foto zeigt übrigens einen mit der ANDREA GAIL etwa baugleichen Trawler vor der amerikanischen Ostküste.

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