Fischereihafen von anno dazumal

museum-2.jpg

Ein Februarsonntag mit eiskaltem Wind und Temperaturen knapp über Null ist nicht der perfekte Termin für einen Besuch in Glückstadt an der Elbe, die mit dem Slogan wirbt, Deutschlands einzige „polygonale Radialstadt“ zu sein. Ach, wie ich solche Superlative liebe! In Glückstadt verbirgt sich dahinter eine Stadt vom Reißbrett, mit einer sternförmigen Festung im Zentrum. Straßenzüge mit historischen Giebelhäusern, Cafés und Kirche – all das ist ziemlich pittoresk. Nur der einst wirklich bedeutende Hafen, früher einmal eines der Zentren des deutschen Wal- und Heringsfangs, enttäuscht.

Verlassen liegt er da, im Nieselregen verschwimmen Himmel und Wasser. Nichts regt sich, kein Schiff ist in Sicht.
Boote findet man nur in der maritimen Abteilung des Heimatmuseums. Hier erinnern Modelle, alte Logbücher und historische Navigationsgeräte an vergangenen Zeiten, als eine ganze Flotte von Walfangschiffen in Glückstadt an der Unterelbe beheimatet war. Jedes Frühjahr liefen sie in Richtung Grönland oder Spitzbergen aus, auf der Jagd nach den Riesen der Meere, deren Speck und Barten in Europa als Tran und Fischbein vermarktet wurden. Zusammen mit Kollegen aus anderen deutschen Städten, beispielsweise Hamburg oder Lübeck, gemeinsam mit Briten, Holländern und Franzosen beuteten sie die Meere aus. Bis die großen Meeressäuger so gut wie verschwunden waren. (Beispielsweise die Atlantischen Nordkaper. Wer hat je von dieser Walart gehört? Einst waren sie die begehrteste Beute überhaupt. Heute gibt es noch etws 300-500 Tiere.)

Die Glücksstädter Fischer sattelten um: Auf Störe, mit bis zu fünf Meter Länge die größten Fische in deutschen Binnengewässern. Im 19. Jahrundert wurden sie zu Tausenden aus Elbe, Eider und Stör geholt – bis 1968, als der allerletzte verendete. Gleichzeitig ging auch die Glückstädter Heringsfischerei ein; wegen ausbleibender Fänge ebenfalls unrentabel geworden. Heute kommt Glückstädter Matjes aus Dänemark oder Schottland.

Museum-II.jpg

Wir haben vielen Arten, die einst vor unserer Haustür lebten, den Garaus gemacht – und machen in Nord- und Ostsee munter weiter, während Italiener, Spanier oder Japaner die Weltmeere leeren. Was nicht nur für die Natur, sondern auch für Menschen und Städte folgt, kann man in Glückstadt erleben. Und sich fragen, ob sich das für billige Fischstäbchen und billiges Sushi lohnt.

P.S.:

Für stadtplanerisch Interessierte hier noch ein Nachtrag zur Radilastadt:

alt.jpg

Den Rückblick auf Wal, Stör und Hering gibt es hier:

http://www.detlefsen-museum.de/

Und hier der aktuelle Einkaufsratgeber zum Thema Fisch – fangfrisch von Greenpeace

https://www.greenpeace.de/themen/meere/fischerei/neuer-einkaufsratgeber-fisch

 

 

 

 

 

 

 

 

Leave a Comment

Filed under BESONDERE ORTE, TOUREN

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *